Lappland

Outdoorferien in Schwedisch Lappland!

Entdecken ist nicht etwas, das geplant geschieht. So entscheiden wir uns häufig sehr kurzfristig für ein Reiseziel, buchen Flug und Mietwagen und alles andere erledigen spontan vor Ort. Gerade das Licht und die Landschaft im hohen Norden laden ein, sich treiben zu lassen.

Schon der Flug ab Stockholm weiter nach Kiruna war äusserst befriedigend. Der Blick aus dem Fenster, auf die schier unendlichen Landschaften aus Wälder und Seen waren schlicht traumhaft. Dreieinhalb Wochen stehen uns bevor und kein Tag soll ungenutzt bleiben. So sind wir noch am selben Abend nach 21 Uhr mit dem Auto in Richtung Abisko gefahren - auf der Strasse nach Norwegen. Angehalten haben wir an einem schönen Fluss, haben unsere erste kleine Wanderung unternommen und die Kids im Waldstück ihre Entdeckungen machen lassen. Und da es so hoch im Norden auch nie dunkel wird, haben die Sonnenuntergänge jeden Tag von Neuem ihre eigene Faszination.

Unser Ziel für die ersten paar Tage befand sich im 400 km südlich von Kiruna gelegenen Arvidsjaur - auf der Husky Farm von Wildact Adventure bei Simone und Jürg. Die beiden sind vor fünfzehn Jahren nach Schweden ausgewandert und betreiben für Gäste und Entdecker diverse Programme, von einfach bis anspruchsvoll - und dies das ganze Jahr hindurch. Ein wunderbarer Ort, um Lappland von seiner besten Seite zu erkunden und erleben.

Egal ob Wandern, Fischen, Beeren sammeln, draussen Essen zubereiten und auf dem Feuer kochen… das Leben outdoor kennt dort definitiv keine Grenzen. Das Schöne am Leben in Lappland ist, dass wenn man sich Abseits begibt, auch immer etwas erlebt. Nicht dass Fische fangen dort unter Garantie funktioniert, aber die Chance, sein eigenes Abendessen zu fischen ist sehr gross. Und weil die Chancen so gross sind, müssen sich auch die Kinder (und Eltern) zwangsläufig damit beschäftigen, gefangene Fische zuzubereiten. Als Beilage gibt’s, was immer man mag… von Kartoffeln, Gemüse, Pancakes und Desserts mit den selbst gepflückten Blaubeeren.

Aus Hecht wurden panierte Fischknusperli, Egli wurden gebraten oder am Spiess über dem Feuer zubereitet. Dazu gab es selbst gemachte Tartar-Sauce… und alles serviert auf einer Dachschindel aus Nadelholz. Das Highlight waren die Saiblinge, welche mit Holznägeln auf ein Holzbrett fixiert und am Feuer zubereitet wurden - Flamm-Saibling. Unvergesslich gut!

Damit all die gelernten Skills auch mal so richtig getestet werden konnten, haben wir uns auf eine zweitägige, 30km lange Kanutour aufgemacht. Mit dabei: Zwei Kanus, Zelte, Schlafsäcke, Kochmaterial, ein wenig Verpflegung und eine Angelrute. Noch auf dem Kanu hat unser Jüngste (9) auf den Seen und Flüssen immer wieder mal ausgeworfen und innert kürzester Zeit drei Egli für unser Abendessen gefangen. Die Zubereitung hat ebenfalls er gemacht. Es sind dies die speziellen Momente, ganz alleine in der Natur, auf sich alleine gestellt, irgendwo in einem kleinen Waldstück die Zelte aufzuschlagen, am Ufer die Kanus, nahe am Wasser brennt das Feuer und obwohl die Sonne unter gegangen ist, es bleibt einigermassen hell. Hatte ich erwähnt, dass es keine Lärmquellen hat? Es ist anfänglich schon gewöhnungsbedürftig, wenn es derart ruhig ist, dass man ausser dem Knistern des Feuers, dem Surren der Mücken (ja, hat es) oder dem Springen der jagenden Fischen nichts anderes hört.

Diese Tage in Arvidsjaur werden wir nicht so schnell vergessen. Jeden Tag war etwas los. Doch los wollten auch wir. So fuhren wir weiter südöstlich mit dem Ziel, die Ostküste zu erreichen - doch bevor wir dort ankamen, stoppten wir an zwei eindrücklichen Stromschnellen und haben spontan auch eine Nacht an einer solchen campiert.

Die Küstenstädte Umeå, Skellefteå, Piteå und letztendlich Luleå erkundeten wir eher im schnelleren Tempo. Wir nutzen diese Orte um auch mal wieder Essen zu bestellen und nicht selber kochen zu müssen. Natürlich mussten neue Köder für die Fische her und wenn man schon nordische Kleidermarken im Ausverkauf sieht, muss man auch zuschlagen.

Rasch wurde uns klar, dass zwar die Zeltplätze an der Ostküste durchaus seinen Reiz haben und die Sonnenuntergänge, zwar Richtung Osten, extrem faszinierend sind. Faszinierend deshalb, weil man sich gut drei Stunden damit beschäftigen kann, nachts am Ufer zu sitzen und beobachten, wie sich der Himmel immer wieder verändert. Von blau zu orange, zu rosa. Weit am Horizont sorgten wohl aus Finnland her kommende Wolken für weitere wunderbare Gebilde am Himmel.

Und trotzdem, es zog uns schnell wieder ins Landesinnere… in die Wälder, ins Gebirge und an die Seen. Wir beschlossen, den langen Weg auf uns zu nehmen, um uns in Jockfall ans Lachsfischen zu wagen.

Jockfall; was für ein eindrücklicher Wasserfall - die Kraft des Wassers ist dort sowohl zu sehen als auch zu hören! Doch gemäss Aussagen der Locals ist der Wasserstand normalerweise vier Meter höher. Auf beiden Seiten des Flusses standen sie, die Fischer. Auf der einen Seite die Fliegenfischer, auf der anderen Seite die mit den Spinner und Löffel (Spinner und Löffel sind beides Köder aus Metall). Schnell wurde klar, Lachsfischen ist eine andere Liga. Wenn man mit den Finnen vor Ort ins Gespräch kam, sah man schnell, dass sie andere Ruten und deutlich stärkeres Material dabei hatten. Doch gefangen hat kaum einer einen Fisch. Wir konnten zwar beobachten, wie Lachse angebissen hatten, doch schafften die Fischer es während unserer Anwesenheit nicht, einen rauszuziehen. “Salmon are very strong fish” (gesprochen in stark Finnischem Akzent… sehr sympathisch auf jeden Fall).

Tagelang am Ufer zu stehen und sein Glück zu versuchen, ist dann doch nicht wirklich unser Ding. Wir gehören mehr zur Sorte “Fischen zum Essen” und nicht Fisch als Sport oder Freizeitvertreib. Also haben wir uns von dort auf diverse Wanderungen begeben und die Wälder auf Trails erkundet. Tannen und Birken - und alles auffallend trocken. Immer mal wieder sieht man Spuren von Rentieren oder läuft an sehr grossen Ameisenhaufen vorbei. Was auffällt, der Boden ist weich, die Trails äusserst schmal, alles ist sehr naturbelassen. Gegen Abend, wenn sich die Sonne langsam verabschiedet, verfärben sich die Wälder in ein dunkles Orange und die vielen Stämme werfen ihre Schatten - ob uns von irgendwo her doch ein Elch beobachtet?

Für unser letztes Abendteuer sind wir via Jokkmokk ins Gebirge nach Saltoluokta gefahren. Norwegen ist da nicht mehr all zu weit weg. Wir hatten das Auto für ein paar Tage stehen lassen und sind mit einem Boot auf die andere Seeseite in die Jugendherberge - eine der vielen Stationen des bekannten Kungsleden (Königsweg). Der Kungsleden ist Schwedens längster und bekanntester Wanderweg. Um ihn komplett zu bewandern benötigt man ungefähr einen Monat. Doch für unsere letzten Tage wollten wir noch hoch hinaus und begaben uns auf die Tageswanderung zum Berggipfel des Lulep Kierkau. Insgesamt 14 Km, also je 7 hoch und 7 runter. Da der Weg auf den Berg nicht Bestandteil des Kungsleden ist, waren wir bis auf zwei weitere Wanderer, einen ganzen Tag alleine. Wir verpflegen uns auf dem Weg hoch, hielten hier und da mal an und genossen die Aussicht auf die, wie schon anfangs aus dem Flugzeug gesehenen, unendlichen Weiten von Schwedisch Lappland!

Auf dem Weg zurück nach Kiruna nahmen wir einen Umweg auf uns, um den grossen Wasserfall Stora Sjöfallet zu sehen. Das eindrückliche daran ist, dass der See an einem schmalen Ende quasi einfach vom Erdboden verschwindet - zumindest erscheint es so. Das Wasser strömt mit enormer Kraft gute 20 Meter den Felsen entlang runter.

So schnell gingen die etwas mehr als dreieinhalb Wochen vorbei. Vieles haben wir erlebt und noch mehr wird uns immer in guter Erinnerung bleiben. Familienferien in dieser Form bedeuten uns sehr viel. Dies weil wir uns mit uns selber beschäftigen, gemeinsam Vieles unternehmen, viel Neues lernen und die Natur in einem Ausmass geniessen und erleben können, wie sie uns wohl oftmals gar nicht mehr bewusst ist. Sich die Zeit zu nehmen für das Wesentliche, ist in unserer oftmals sehr hektischen Gesellschaft nicht unbedingt einfacher geworden. “Das Wesentliche ist für Augen unsichtbar”, sagte schon der Fuchs dem kleinen Prinzen, “man sieht nur mit dem Herzen gut”. Zitat von Antoine de St. Exupéry.

 
Schweden Frederic Diserens Berge

Frédéric ist People Fotograf und spezialisiert auf Portraits, Hochzeiten und Automobilfotografie. Auf Reisen sind seine Kameras immer mit von der Partie. Seine Fotos hält er aus Überzeugung in Fotobüchern der Bookfactory fest.

 
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